Donnerstag, 21. November 2024

Vespa velutina

Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) ist eine invasive Art, deren Ursprung – wie der Name vermuten lässt – in Asien liegt. 2004 wurde sie erstmals in Europa gesichtet, genauer gesagt in Frankreich. Seitdem hat sie sich rasch über den Kontinent ausgebreitet und stellt eine wachsende Herausforderung für Ökosysteme, Imker und Naturschützer dar. 2016 wurde die Art auf die Liste der unerwünschten Spezies der Europäischen Union gesetzt, da ihre Präsenz erhebliche ökologische und wirtschaftliche Schäden verursacht.

Doch was macht diese Hornisse so gefährlich, und wie können wir mit ihrer Ausbreitung umgehen?
In diesem Blog gehen wir diesen Fragen auf den Grund.

iStock | tracielouise

Das Verhalten der Asiatischen Hornisse und ihre Stiche

Im Allgemeinen zeigt sich die Asiatische Hornisse nicht aggressiv. Beim Sammeln von Nahrung, Wasser oder Baumaterialien richten die Hornissen ihren Fokus meist auf die Umwelt und schenken weder Menschen noch Tieren viel Aufmerksamkeit. Solange man sich in einem Abstand von mehr als 5 Metern vom Nest entfernt aufhält, besteht in der Regel keine Gefahr. Probleme entstehen vor allem dann, wenn das Nest unbeabsichtigt gestört wird – etwa bei Gartenarbeiten oder Bekämpfungsversuchen.
In solchen Fällen kann es zu einem Stich kommen.

Obwohl die Stiche schmerzhaft sein können, sind sie in der Regel nicht gefährlicher als die Stiche heimischer Wespen oder Hornissen. Es ist jedoch ratsam, bei Begegnungen mit diesen Insekten Vorsicht walten zu lassen, um unangenehme Zwischenfälle zu vermeiden.

Die Entwicklung der Asiatischen Hornisse

Ende Februar bis Anfang März erwachen die jungen Königinnen der Asiatischen Hornisse aus ihrer Winterruhe und beginnen umgehend mit dem Bau des Primärnests. Diese ersten Nester befinden sich stets an geschützten Orten – in Waldgebieten meist in dichtem Gebüsch oder sogar unterirdisch, während in Siedlungsgebieten Dachüberstände, Schuppen, Hecken oder Nistkästen bevorzugt werden. Bereits wenige Tage nach der Ablage der ersten Eier schlüpfen die Larven, die von der Königin mit Nahrung versorgt werden.

Die Asiatische Hornisse ist ein Fleischfresser und jagt Insekten, die sie zerkleinert und an ihre Larven verfüttert. Nach etwa einem Monat entwickeln sich die Larven zu erwachsenen Arbeiterinnen. Diese übernehmen dann die Aufgaben der Königin: Sie pflegen das Nest, versorgen die Larven mit Nahrung, verteidigen das Nest gegen Eindringlinge und regulieren die Temperatur im Inneren.
Ab Mai erscheinen die ersten Arbeiterinnen, die aufgrund der noch begrenzten Ressourcen kleiner sind als ihre späteren Nachkommen. Mit wachsendem Nest und verbessertem Nahrungsangebot werden die Arbeiterinnen jedoch zunehmend größer und kräftiger.

Die Lebenserwartung einer Arbeiterin beträgt etwa 4 Wochen – vergleichbar mit der heimischen Wespe. Währenddessen wächst das Nest kontinuierlich, und die Königin konzentriert sich zunehmend auf die Eiablage.
Ab Juni zeigt sich ein besonderes Verhalten dieser Art: In rund 70 % der Fälle wird ein Sekundärnest gebaut (Killgerm, 2024). Dieses befindet sich meist an höher gelegenen Orten wie Baumkronen, Ästen oder Dächern. Falls das Primärnest jedoch bereits optimal platziert ist, entfällt der Bau eines zweiten Nests. 

Nach Abschluss des Nestbaus ziehen die Königin und alle Arbeiterinnen in das neue Nest um. Die zurückgebliebenen Eier, Larven und Puppen im Primärnest werden später von den Arbeiterinnen eingesammelt und ins Sekundärnest gebracht – ein faszinierender Prozess, der die ausgeklügelte Organisation dieser Insekten verdeutlicht.

Das Ende des Hornissenjahres: Paarung und Generationenwechsel

Im September beginnt die Brut der Männchen, die das Nest in der Regel noch vor Ende November verlassen. Zwischen Mitte September und Ende November findet die Paarung zwischen den Drohnen und den neuen Jungköniginnen statt. Dabei paart sich jede Königin mit mehreren Männchen, bis ihr Spermathek – das Organ zur Speicherung von Spermien – vollständig gefüllt ist. Dieses Sperma nutzt die Königin im nächsten Frühjahr, um eine neue Kolonie zu gründen.
Erstaunlicherweise produziert ein Nest der Asiatischen Hornisse rund 200 bis 500 Jungköniginnen pro Jahr. Diese beeindruckende Zahl weist jedoch auf eine hohe Sterblichkeit hin, da nur ein Bruchteil der Jungköniginnen den Winter und die anschließende Koloniegründung überlebt. Zum Vergleich: Die heimische Hornisse produziert im Durchschnitt nur etwa 200 Jungköniginnen pro Jahr (Killgerm, 2024)

Im Spätherbst endet der Lebenszyklus des Nests. Die Königin legt keine weiteren Eier und kümmert sich nicht mehr um die Kolonie. Ihre Lebensaufgabe ist erfüllt, und sie wird allmählich vom Volk vernachlässigt. Ohne Nahrung stirbt sie schließlich, ebenso wie die Arbeiterinnen und Männchen.

Nur die jungen Königinnen überleben den Winter, geschützt in ihren Winterquartieren. Sie tragen das genetische Erbe der Kolonie weiter und stehen bereit, im Frühjahr den Kreislauf des Lebens neu zu beginnen.

iStock | imv

Nahrung der Asiatischen Hornisse 

Um ausreichend Nahrung für die Kolonie zu sichern, beginnt die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) häufig damit, Bienenstöcke anzugreifen. Honigbienen stellen dabei eine besonders leichte Beute dar, da sich vor den Stöcken viele Bienen auf engem Raum sammeln. Zudem fliegen die mit Nektar oder Pollen beladenen Bienen langsamer und können von der Hornisse leichter erbeutet werden.
Die Asiatische Hornisse ist ausschließlich tagaktiv und jagt neben Honigbienen auch andere kleine Insekten wie Fliegen, Käfer und Spinnen, die sie zur Versorgung ihrer Larven benötigt. Während diese proteinreiche Nahrung für die Larven essenziell ist, ernähren sich die erwachsenen Arbeiterinnen überwiegend von zuckerhaltigen Flüssigkeiten wie Honigtau oder Nektar. Im Herbst nehmen sie zudem gerne Fallobst als zusätzliche Nahrungsquelle an.

Die Asiatische Hornisse und das Problem mit den Honigbienen

Im Vergleich zur heimischen Hornisse ist die Vespa velutina häufiger bei der Jagd in der Nähe von Bienenstöcken zu beobachten. Dabei greift sie gezielt einzelne Honigbienen an, wirft sie zu Boden und tötet sie mit einem präzisen Biss in den Kopf. Trotz dieser Angriffe wurden bisher keine großflächigen Zerstörungen ganzer Bienenvölker beobachtet. Die anfänglich befürchteten gravierenden Folgen für Honigbienenpopulationen in Europa sind bislang ausgeblieben (Killgerm, 2024).

Darüber hinaus fehlen bislang wissenschaftliche Studien, die die negativen Auswirkungen der Asiatischen Hornisse auf die Bienenzucht umfassend quantifizieren. Daten zu messbaren Schäden wie einem Rückgang der Honigproduktion, einer Verringerung der Bienenvölker oder einer Beeinträchtigung der Bestäubung sind nicht vorhanden (Killgerm, 2024). Dennoch bleibt die Situation im Hinblick auf potenzielle langfristige Effekte ein Thema für weitere Beobachtungen und Untersuchungen.

Image: iStock |  Wirestock

Bekämpfung der Asiatischen Hornisse

Vor jeder Bekämpfungsmaßnahme ist es entscheidend, sicherzustellen, dass es sich tatsächlich um die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) handelt. Immer wieder kommt es zu Verwechslungen mit heimischen Wespen oder Hornissen, weshalb Verdachtsfälle idealerweise von Experten überprüft werden sollten.
Die Primärnester der Asiatischen Hornisse erscheinen zwischen April und Mai, während die größeren Sekundärnester ab Juli sichtbar werden. Idealerweise sollten die Nester vor Herbstbeginn zerstört werden. Eine Bekämpfung ist jedoch auch bis Mitte Dezember sinnvoll, da bis dahin noch neue Jungköniginnen schlüpfen können.
Nach der Bekämpfung eines Primärnests ist es wichtig, zu prüfen, ob alle Entwicklungsstadien – Ei, Larve, Puppe und adulte Tiere – vorhanden waren. Falls nicht, wurde bereits ein Sekundärnest gegründet, das ebenfalls gefunden und beseitigt werden muss.

Die Asiatische Hornisse unterliegt der Meldepflicht und muss gemäß gesetzlicher Vorgaben bekämpft werden. Um eine Meldung bei den zuständigen Behörden zu erleichtern, sollten Foto- oder Videomaterial zur Bestimmung sowie präzise Fundkoordinaten vorgelegt werden. Für die Bestimmung der Position können Navigations- oder Karten-Apps hilfreich sein. Optimal wäre es natürlich, wenn das Nest bereits lokalisiert wurde. Da Arbeiterinnen jedoch einen Flugradius von bis zu 2 Kilometern um das Nest haben, ist das Auffinden der Nester oft eine Herausforderung.

Haben Sie den Verdacht, dass sich in Ihrer Umgebung ein Nest der Asiatischen Hornisse befindet, oder benötigen Sie Unterstützung bei der Bekämpfung? Eine fachgerechte Bekämpfung durch geschulte Personen ist in jedem Fall unerlässlich.
Wir stehen Ihnen mit fachkundiger Beratung und praktischer Hilfe zur Seite

Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren

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